Prof. Dr. Peter Wengelowski und Prof. Ralf Brauner vom Fachbereich Seefahrt und Logistik erforschen Wasserstoffanwendungen in der maritimen Branche. Die Redaktion der Jade Welt (JW) hat nachgefragt…
JW: Lieber Herr Brauner, lieber Herr Wengelowski, wie wird Wasserstoff derzeit in der maritimen Branche eingesetzt?
Brauner/Wengelowski: Zurzeit noch recht wenig, wenn es um die Nutzung als Brennstoff für Schiffe geht. Aber es geht voran. Auch in Häfen wird zunehmend auf eine Versorgung mit Wasserstoff gesetzt. Sehr ambitioniert ist zum Beispiel der Hafen Duisburg, aber auch andere Häfen in Deutschland geben ordentlich Gas. Im Duisburger Binnenhafen - der größte der Welt - entsteht das erste klimaneutrale Containerterminal Europas. Auf der Basis von Sektorenkopplung und erneuerbaren Energien werden verschiedene Energieanlagen und Power-to-X-Technologien kombiniert und optimiert. 2023 soll ein neues Containerterminal eröffnet werden, das ausschließlich mit Wasserstoff klimaneutral betrieben wird.
Kawasaki hat in 2022 das weltweit erste Transportschiff für flüssigen Wasserstoff auf den Markt gebracht. Die Suiso Frontier ist 116 Meter lang und mit einem vakuumisolierten, doppelwandigen Speichertank für 1.250 Kubikmeter flüssigen Wasserstoff ausgestattet. Das sind die ersten Schritte hin zu einer maritimen Wasserstoffversorgung. Bei dem Betrieb der Schiffe - immerhin 90.000 auf den Weltmeeren-, die 90 Prozent des weltweiten Warenverkehrs transportieren, stellt der Wasserstoff als Antriebsstoff eine größere Herausforderung an Bunker und Nutzung dar.
Beim Antrieb der Schiffe werden wohl vor allem Derivate wie künstlicher/synthetischer Diesel, Ammoniak oder Methan (SNG) zum Einsatz kommen. Dieser kann aus Wasserstoff und Kohlendioxid/Kohlenstoff erzeugt werden.
JW: Welche Möglichkeiten gibt es darüber hinaus?
Brauner/Wengelowski: Mit Wasserstoff als Ausgangsprodukt lassen sich synthetisches Gas und Elektro-Diesel herstellen. Beides kann künftig als Treibstoff in Schiffsmotoren dienen, wenn diese dafür ausgelegt sind. Das halten wir für eine aussichtsreiche Variante. Die direkte Nutzung mit Wasserstoff in der Brennstoffzelle ist auch teilweise möglich. Daraus könnte Elektrizität gewonnen werden, die Elektromotoren antreibt.
JW: Wie könnte eine Lieferkette für die Wasserstoffversorgung im Hafen aussehen?
Brauner/Wengelowski: Deutschland wird nicht ausreichend Wasserstoff erzeugen können. Daher müssen große Mengen importiert werden. Mit Schiffen oder auch Pipelines wird Wasserstoff transportiert und in Importhäfen angelandet. Dort wird es beispielsweise in Kavernen gespeichert und dann mit Seeschiffen, Binnenschiffen, LKW oder Pipeline transportiert. Ein großer Teil wird sicherlich auch zu synthetischen Brennstoffen wie e-Diesel oder Ammoniak weiterverarbeitet.