Messtechnik als Grundlage der Digitalisierung
Die 18. Oldenburger 3D-Tage finden derzeit an der Jade Hochschule statt. 230 Experten aus Deutschland und Europa tauschen sich über aktuelle Entwicklungen, Forschungsergebnisse sowie das Anwendungsspektrum der optischen dreidimensionalen Messtechnik aus. Ein Thema: Digitalisierung.
Digitalisierung in der Messtechnik
„In der dreidimensionalen Messtechnik ist Digitalisierung ein alter Hut“, erklärt Gastgeber Prof. Dr. Thomas Luhmann, Leiter des Instituts für angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG). Denn seit mehr als 30 Jahren würden hier Verfahren der Digitalisierung entwickelt. Künftig ginge es vor allem darum, große Datenmengen intelligent auszuwerten. „Wir können in Sekundenschnelle digitalisieren, benötigen aber oft Tage für die Gewinnung tatsächlich benötigter Informationen.“
Wie die Digitalisierung und Vernetzung in der Produktion aussehen könnte, präsentierte Dr. Martin Peterek, RWTH Aachen, in seinem Eröffnungsvortrag zum „Internet of Production“. Messtechnik sei die Grundlage dafür, Daten zu erfassen, Produktionsprozesse zu überwachen und die Qualität der Produktion zu sichern. Herausforderung sei dabei, Daten im richtigen Zusammenhang, zu jedem Zeitpunkt und so detailliert wie notwendig zur Verfügung zu stellen. Zudem müsse eine Vielzahl von Sensoren kabellos miteinander kommunizieren, wie beispielsweise zwei Roboter in der industriellen Fertigung. Auch in der Inspektion von Flugzeugen könne moderne Messtechnik eingesetzt werden. Bisher wird die Flugzeugoberfläche regelmäßig von einem Menschen auf Blitzeinschläge geprüft. Künftig könnte eine mit dreidimensionaler Messtechnik ausgestattete Drohne die Daten aufnehmen und Unregelmäßigkeiten melden – schneller und genauer als Menschen.
Von Insekten über Kulturdenkmäler bis zu ganzen Planeten
Neben der Industrie kommen optische Messsysteme in den verschiedensten Bereichen zum Einsatz: Zur Aufnahme kleinster Insekten, großer Kulturdenkmäler oder gar ganzer Planeten. Auf unbemannten Flugkörpern, um Schadenslagen wie Hochwasser oder Großbrände zu erfassen. In Autos zur Schildererkennung oder Kollisionswarnung oder in der Medizintechnik zur Erfassung von medizinischen Oberflächen während einer Operation. „Nahezu jedes Objekt, ob starr oder in Bewegung, kann mit optischen Messtechniken erfasst werden“, sagt Luhmann. Grenzen gäben es immer dort, wo die äußeren Sichtbedingungen schwierig sind, zum Beispiel bei Dunkelheit oder unter Wasser.
Eröffnung der 3D-Tage mit Wissenschaftsminister Björn Thümler
Eröffnet wurde die Fachtagung von Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler: „Oldenburg ist auf dem Forschungssektor hervorragend aufgestellt. Die Überführung exzellenter Forschungsergebnisse in konkrete, wirtschaftlich erfolgreiche Anwendungen, auch als Dritte Mission bezeichnet, wird seit jeher von den Fachhochschulen herausragend gemeistert“, sagt der Minister. Eine Schlüsselrolle dabei spiele der Austausch von Wissenschaft und Praxis, wie er seit Jahren auf den Oldenburger 3D-Tagen gepflegt werde.
Auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Manfred Weisensee benannte das Potenzial von Forschung an Fachhochschulen um die Wirtschaft anzukurbeln und den Innovationsstandort Deutschland zu stärken. Wichtig sei eine gemeinsame Sprache – einerseits zwischen Wissenschaft und Politik, andererseits zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, um Neuerungen verständlich zu machen und diese schneller in Produkte umsetzen zu können.