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Prof. Dr. Lutz Beckmann gibt Leitung des Fachbereichs Architektur ab

„Ermöglichend arbeiten“

Prof. Dr. Lutz Beckmann war von 2002 bis 2021 mit einer zweijährigen Pause Dekan des Fachbereichs Architektur. Zum 1. März gibt der Architekt und promovierter Baugeschichtler die Leitung des Fachbereichs nun ab. Beckmann folgte 1999 dem Ruf an die Hochschule und vertritt die Fächer Architekturgeschichte und Entwerfen. Die Redaktion der Jade Welt (JW) fragt nach…

JW: Lieber Herr Beckmann, welche Schwerpunkte haben Sie als Dekan des Fachbereichs Architektur gesetzt?

Beckmann: In den für die Hochschule bewegten Zeiten der vergangenen 20 Jahre  - zunächst FH OL, dann FH OOW, FH WOE, Jade Hochschule - war es sinnvoll, die Selbstständigkeit des Fachbereichs zu schützen und nach außen wach zu agieren. Trotz aller Kürzungs- und Verkleinerungsabsichten im Laufe der Jahre, wie beispielsweise die Schließung anderer Hochschulen oder das FH-„Optimierungskonzept", ging es darum, den Fachbereich personell zu stärken und alle Optionen zur qualitativen und quantitativen Verbesserung des Studiums wahrzunehmen.
Fachbereichsintern hatte ich den Ehrgeiz, hinzukommende Mitglieder wahrzunehmen und zu unterstützen, wenn es ging, ermöglichend zu arbeiten. Über den Fachbereichstag Architektur, das bundesweit offene Dekanetreffen, ergaben sich Kontakte zu anderen Architekturfachbereichen - da fühlte ich mich verstanden. Die Treffen waren besonders wichtig in Zeiten der Umstellungen der Studiengänge auf zehn-semestrige Bachelor- plus Master-Curricula. Unser Curriculum muss in Bewegung bleiben. Mit Klausurtagungen konnten der Konsens, der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit innerhalb des Fachbereichs gestärkt und die Erkenntnisse auch nach außen weitergetragen werden. Aus Interesse nahm ich extern als Gutachter an Akkreditierungen teil, wurde Mitglied und auch Vorsitzender des Akkreditierungsverbundes für Studiengänge der Architektur und Planung - plötzlich ist man auch Funktionär!

Prof. Dr. Lutz Beckmann (Foto: Foto- und Bilderwerk)
Prof. Dr. Lutz Beckmann (Foto: Foto- und Bilderwerk)

JW: Was hat sich über die Jahre verändert?

Beckmann: Die Hochschule ist weltoffener geworden, auch Oldenburg hat sich nach außen geöffnet.
Das Studium ist für uns als Hochschule durch die Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem endlich länger geworden! Hell begeisterte Architekturstudierende finden sich seltener; man agiert pragmatischer. Studiengebühren haben die finanziellen Spielräume der Fachbereiche zugunsten der Studienqualität enorm gesteigert – und nach deren Wegfall als Ersatz die Studienqualitätsmittel, dazu kamen Mittel aus Hochschulpakt und dem Fachhochschulentwicklungsprogramm. Inzwischen sollen allerdings auch Baumaßnahmen aus Studienqualitätsmitteln bezahlt werden – das führt zu Kürzungen zum Beispiel bei Tutorien. Ein Phänomen hat sich verstärkt, das nicht nur die Hochschulwelt betrifft: Die vermeintlich notwendige Erhöhung des Regulierungsbedarfs allerorten, aus der Hemmung heraus, Eigenverantwortung zu übernehmen, ist zu einem verbreiteten Prinzip geworden.

JW: An welches besondere Erlebnis Ihrer Amtszeit werden Sie sich gerne erinnern?

Beckmann: Viele tolle Leute konnte ich am Fachbereich, an der Hochschule, in Oldenburg, über die Fachbereichstage, Akkreditierungen und Dienstreisen in Deutschland und Europa kennen und schätzen lernen! Begeistert haben mich die komplexen Prozesse, die den gesamten Fachbereich seit 2000 zu einem neuen Diplom, 2006 zur frühen Akkreditierung der Bachelor- und Masterstudiengänge Architektur und zur Notifizierung des Masterstudiengangs bei der Europäischen Kommission geführt haben. Die Neuaufstellung der Hochschule und die Umbenennung in „Jade Hochschulenach 2009 haben uns nach vorne gebracht und 2015 wurde Manfred Weisensee Präsident der Jade Hochschule! Auch sind die inzwischen vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der sogenannte Mittelbau des Fachbereichs Architektur, zu wesentlichen Faktoren unserer organisatorischen und wissenschaftlichen Qualitäten geworden. Nach vielen Ansätzen kommt ein Studiengang „Urban Design“ als BA- und MA-Projekt! Last not Least: Meine Frau und ich haben uns kennengelernt und unsere Kinder wachsen und gedeihen!

JW: Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?

Beckmann: Ich wünsche ihm eine glückliche Hand und Vertrauen in die vielfältigen Talente aller Mitglieder unseres Fachbereichs.

JW: Welche Herausforderungen gehen Sie jetzt an?

Beckmann: Wir alle sollten daran arbeiten, die Curricula zu vereinfachen, damit durch die Verkleinerung von Lerngruppen die Betreuungsintensität erhöht werden kann. Es gilt, einen Modus zu finden, mit dessen Hilfe den Studierenden das eigenständige Erarbeiten neuer Lösungsfelder besser gelingt. Das würde uns Lehrenden die Freiheit verschaffen, als Individuen ein breites fachliches Spektrum in Lehre und Forschung zu bieten und Vielfalt als Prinzip auszubauen.

Das politische Ansinnen, den Bevölkerungsanteil der akademisch Ausgebildeten zu erhöhen, stellt eine große Herausforderung für uns alle dar. Daher gelangen viele Menschen in ein Studium, die mit einer anderen Ausbildungsform wesentlich besser zurechtkämen. Für diese Situation, was die Hochschule wie unseren Fachbereich betrifft, eine Reaktion zu finden und umsichtig anzugehen, wäre ein Geschenk für alle Beteiligten.
Ich bin weiter im Akkreditierungsverbund für Studiengänge der Architektur und Planungund an der Akkreditierung von Studiengängen anderer Hochschulen beteiligt: Dieser Gang durch die Institutionen hilft mir, auf dem Laufenden zu bleiben und ermöglicht im kleinen Rahmen, Regulierungen in vertretbaren Bahnen zu halten – bevor andere es ausufern lassen.

Die Einführung des neuen Bachelor-Angebots „Urban Design ist spannend für einen Fachbereich, der mit seinem generalistisch angelegten Architekturstudium bisher ein Selbstläufer war, was Popularität, Zustimmung bei Profis, Laien, Kolleginnen und Kollegen angeht. Es sollte gelingen, auch den viersemestrigen Master „Urban Design zu etablieren, damit den Absolvent_innen bundesweit die Eintragung in die Stadtplanerlisten der Kammern garantiert werden kann.

Ich werde mehr Lehrveranstaltungen geben, mich von guten Gitarren umtreiben lassen und wieder größere Ferienanteile genießen können, ohne dass plötzlich Verwaltungsaufgaben für den Fachbereich hereinschneien.

Ansprechpartnerin in der Redaktion

  • Katrin Keller
    Katrin Keller

    katrin.keller@jade-hs.de