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Promotion untersucht Krankheits- und Pflegesituation von alleinlebenden Menschen mit Demenz

Stadt Oldenburg stellt eine besonders geeignete Untersuchungsregion dar

Oldenburg. Kristin Illiger hat ihre Promotion zum Thema „Die Krankheits- und Pflegesituation von alleinlebenden Menschen mit Demenz“ im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen. Sie promovierte an der Medizinischen Hochschule Hannover zum Dr. Public Health. Erstprüferin war Prof. Dr. Frauke Koppelin von der Jade Hochschule. Illiger beleuchtete im Mittelpunkt ihrer Arbeit die Frage, wie Menschen mit Demenz ihre Krankheits- und Pflegesituation subjektiv erleben und bewältigen.

Stand der Dinge und Situation in Oldenburg

Zunächst nahm die 35-Jährige eine systematische Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Verfügbarkeit und Aussagekraft von Daten zu Menschen mit Demenz in deutschen Studien vor. Dabei stellte sie fest, dass bundesweit zwar eine Vielzahl an Studien zum Altern von Menschen vorliegen, jedoch werden Demenzerkrankungen unterschiedlich stark berücksichtigt. Für ihre Arbeit konzentrierte sich Illiger auf die Situation in Oldenburg. Die Stadt Oldenburg stellt aufgrund ihrer Bevölkerungsstruktur eine besonders geeignete Untersuchungsregion zum Alleinleben mit Demenz dar. Mehr als ein Drittel der Betroffenen lebt in einem Ein-Personen-Haushalt. Alleinlebende Menschen mit Demenz sind vornehmlich weiblich, 80 Jahre und älter und mindestens im Pflegegrad 3 eingestuft. Familienangehörige der Betroffenen veranlassen mehrheitlich die ambulante Pflege. Neben dem Pflegedienst nimmt die Hälfte der Betroffenen zudem familiäre Unterstützung sowie professionelle Dienste – etwa im Bereich der Hauswirtschaft – in Anspruch.

Befragung von Pflegediensten und Betroffenen

Illiger, die gebürtig aus Wernigerode kommt, verschaffte sich aufgrund dessen zunächst einen Überblick über Menschen mit Demenz und deren Gestaltung und Organisation von ambulanten Pflegearrangements in Oldenburg. Dafür führte sie zunächst eine Raumanalyse und eine Befragung von Mitarbeiter_innen in Pflegediensten durch. Anschließend führte sie zwölf Interviews mit Betroffenen. Die Antworten analysierte sie daraufhin auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede im subjektiven Krankheitserleben und in der Krankheitsbewältigung. Aus den Analysen entwickelte sie das theoretische Modell des demenzspezifischen Selbstkonzeptes. Es beschreibt die individuelle Auseinandersetzung mit dem Selbstkonzept – Wer bin ich und wer möchte ich sein – als Folge der Demenzerkrankung.

Welche Faktoren fördern oder hemmen die Bereitschaft, Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Das subjektive Krankheitserleben kann mit Konsequenzen für die pflegerische Versorgung einhergehen. Illiger untersuchte daher, welche Faktoren die Bereitschaft von Menschen mit Demenz fördern oder hemmen, formelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ihrer Untersuchung zufolge zählen dazu beispielsweise finanzielle Unabhängigkeit der Betroffenen, eine wahrgenommen geringe Unterstützung durch Angehörige und Freunde und eine subjektiv wahrgenommene schlechte Gesundheit.

Präsentation der Ergebnisse vor Personen aus der Versorgungspraxis

Illiger präsentierte ihre Forschungsergebnisse Personen aus der Versorgungspraxis in einer Gruppendiskussion. Nach Einschätzung der Diskussionsteilnehmenden ist die initiale Inanspruchnahme von formeller Hilfe, vor allem bei Menschen mit Demenz ohne familiäre Unterstützung eng an ein aufmerksames Umfeld gekoppelt. Positive Pflegeerfahrungen und die Entwicklung eines reflektierten Krankheitsverständnisses der Menschen mit Demenz können sich positiv auf die langfristige Bereitschaft auswirken, Unterstützungs- und Betreuungsangebote anzunehmen.

Einbeziehen von Menschen mit Demenz war von zentraler Bedeutung

Illigers Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, aussagekräftige Daten zum Alleinleben mit Demenz zu erheben. Erst diese vermitteln der Versorgungsperspektive ein ganzheitliches Bild von den Krankheits- und Pflegesituationen im Alter. „Für meine Forschung war das direkte Einbeziehen von Menschen mit Demenz von zentraler Bedeutung, da auf diese Weise Einblicke in das subjektive Krankheitserleben ermöglicht wurden und ich dadurch individuelle Mechanismen und Strategien zur Bewältigung der Demenzerkrankung aufzeigen konnte“, sagt Illiger. Sie empfiehlt: Um langfristig eine Verbesserung der Krankheits- und Pflegesituation von Menschen mit Demenz zu erzielen, sei bei der Demenzforschung und Versorgungsplanung eine aktive Zusammenarbeit zwischen Personen aus der Forschung, der gesundheitsbezogenen Versorgung und der Betroffenen erforderlich.

Ansprechpartnerin in der Redaktion

Zur Person

Dr. Kristin Illiger absolvierte ihr Bachelorstudium Sozialwissenschaft an der Leibnitz Universität Hannover und ihr Masterstudium im gleichen Fach an der Ruhr-Universität Bochum. Anschließend nahm sie ihr Promotionsstudium im Rahmen des vom MWK geförderten Promotionsprogramms „Gesundheitsbezogene Versorgung für ein selbstbestimmtes Leben im Alter: Konzepte, Bedürfnisse der Nutzer und Responsiveness des Gesundheitssystems aus Public-Health-Perspektive“ (GESA) an der Medizinischen Hochschule Hannover in Kooperation mit der Jade Hochschule auf. Die 35-Jährige ist seit 2015 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an der Jade Hochschule in der Abteilung Technik und Gesundheit für Menschen im Forschungsbereich Public Health beschäftigt.

Illiger wurde in ihrem Promotionsvorhaben seit 2017 durch das hochschuleigene Promotionsprogramm „Jade2Pro“ der Jade Hochschule gefördert. Das 2014 entwickelte Förderprogramm soll dazu beitragen, Promovenden in der Region zu halten beziehungsweise interessierte Promovend_innen in die Region zu holen, um kluge Köpfe und wertvolles Wissen für alle nutzbar zu machen. Im Rahmen von Jade2Pro wurden 25 Promotionsprojekte an allen Fachbereichen der Jade Hochschule unterstützt.

Dr. Kristin Illiger (Foto: Dr. Ralph Nolte-Holube)

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