JW: Herr Tscheuschner, was hat Sie zum Wechsel an die Jade Hochschule bewogen?
Tscheuschner: Während meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter war ich stark in die Lehre eingebunden und das hat mir immer gut gefallen. Danach hatte ich leider für über zehn Jahre keine Möglichkeit, in der Lehre tätig zu sein. Auf den persönlichen Austausch mit den Studierenden freue ich mich besonders.
Zudem findet sich der Bereich Energie- und Verfahrenstechnik an der Jade Hochschule momentan sowohl personell als auch inhaltlich im Umbruch. An dieser spannenden Entwicklung möchte ich mich gerne beteiligen. Das Aufgabengebiet der ausgeschriebenen Professur passt sehr gut zu meinen Interessen und Kompetenzen. Auch haben mir alle Beteiligten seit der Einladung zur Probevorlesung den Eindruck vermittelt, an der Jade Hochschule sehr willkommen zu sein.
JW: Mit welchen Erwartungen und Vorstellungen treten Sie die Professur an?
Tscheuschner: Studierende des Maschinenbaus haben möglicherweise nicht in erster Linie die Erwartung, Spezialisten für Thermodynamik, Verfahrens- und Wärmetechnik oder Strömungssimulationen zu werden. Ich möchte meine Begeisterung für diese Themen an die Studierenden weitergeben und damit zur Attraktivität des Studiengangs beitragen. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Jade Hochschule und durch die Betreuung von Abschlussarbeiten hoffe ich auf neue und interessante Forschungsthemen zu stoßen. Meine persönlichen Vorsätze sind, neugierig zu bleiben und kontinuierlich zu lernen. Ich denke, dass die Jade Hochschule der ideale Ort ist, um diese Vorsätze zu umzusetzen.
JW: Welche Schwerpunkte möchten Sie in Lehre und Forschung setzen?
Tscheuschner: Ein wichtiger Bestandteil der Lehre soll sein, die Studierenden einzubinden und zu aktivieren, zum Beispiel durch projektbasiertes Lernen. Dabei besteht für die Studierenden die Möglichkeit, die Inhalte zumindest teilweise selbstständig zu erarbeiten. Wesentliches Ziel meiner Forschungsaktivitäten wird sein, die gewonnenen Erkenntnisse in der betrieblichen bzw. industriellen Praxis anzuwenden. Der Technologietransfer zu den regionalen Unternehmen wird eine wichtige Rolle spielen. Im Kontext der Digitalisierung bietet die Zusammenführung verschiedener Ansätze und Disziplinen erhebliches Potenzial. In der Verfahrenstechnik können zum Beispiel die gemeinsame Anwendung von umfangreicher statistischer Datenanalyse, von Simulationsverfahren, von dynamischen Verfahrensmodellen und der Einsatz aktueller Messtechnik wesentliche neue Erkenntnisse liefern. Abzuwarten bleibt, wie stark sich das Thema Künstliche Intelligenz in diesem Bereich etablieren wird.
Werdegang
Carsten Tscheuschner hat Maschinenbau an der Ruhr-Universität Bochum mit Vertiefungsrichtung Wärme- und Strömungstechnik studiert. Im Rahmen seiner Dissertation „Experimentelle und numerische Untersuchung von propagierenden Tripletflammen“ entwickelte er am Lehrstuhl für Strömungsmechanik einen Versuchsbrenner. Im Betriebsforschungsinstitut des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh), das angewandte Forschung insbesondere für die Stahlindustrie betreibt, koordinierte der 48-jährige europäische Forschungsprojekte im Bereich Prozessoptimierung bei der Roheisen- und Stahlerzeugung. Schwerpunkt von Tscheuschners Forschungsaktivitäten waren dabei CFD- und FEM-Simulationsrechnungen flankiert von Messungen im Labor und Stahlwerk sowie der zugehörigen statistischen Datenanalyse.