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InnosysDialog zum Thema „Unterstützende Technologien in der Pflege“

"Technik kann den Lebensalltag während der Arbeit und im Privaten verbessern"

Das Wings-Projekt präsentiert Handschuhe für sehbehinderte Menschen im Rahmen des Dialogs (Foto: Jade HS/Malte Schmidt)
Das Wings-Projekt präsentiert Handschuhe für sehbehinderte Menschen im Rahmen des Dialogs (Foto: Jade HS/Malte Schmidt)

Der InnosysDialog informierte am Montag Interessent_innen der regionalen Wirtschaft zum Thema „Unterstützende Technologien in der Pflege“ an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven.

Projektleiter Prof. Dr. Thomas Lekscha begrüßte rund 40 Teilnehmende mit dem Hinweis auf die aktuell fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland und somit auf die Aktualität des Dialogthemas.

Zunächst referierte Prof. Dr.-Ing. Frank Wallhoff, Jade Hochschule, Fachbereich Gesundheitstechnologie, aus wissenschaftlicher Sicht zum Thema „Technische Unterstützung in der Pflege - Heutige Trends und Möglichkeiten“. Beispiele von Unterstützungstechnologien im Kontext der Pflege sind nach Wallhoff unter anderem die professionelle Pflege im Krankenhaus, Langzeitpflege im Altersheim sowie die ambulante Pflege in der häuslichen Umgebung, bei der Gepflegte, Pflegende und Angehörige im Mittelpunkt stehen. Aktuell laufende Projekte sind „NuZeRoP“ (MWK gefördert) mit Studierenden als Co-Forschende für robotische Assistenz, „DEAL“ (Programm Innovation an Fachhochschulen), mit automatisierter Aktivitätsanalyse zur Pflegedokumentation sowie das BMBF-geförderte „RessourcE“, zur Unterstützung bei der Ausbildung und Arbeit im Bereich Pflege und Logistik.

Dialog-Gäste zu Beginn der Veranstaltung. (Foto: Jade HS/Malte Schmidt)
Dialog-Gäste zu Beginn der Veranstaltung. (Foto: Jade HS/Malte Schmidt)
Prof. Frank Wallhoff (Jade Hochschule) und Melanie Philip (care pioneers GmbH) referieren zum Thema Pflege. (Foto: Jade HS/Malte Schmidt)
Prof. Frank Wallhoff (Jade Hochschule) und Melanie Philip (care pioneers GmbH) referieren zum Thema Pflege. (Foto: Jade HS/Malte Schmidt)

Einsatzbereiche intelligenter Technik sind Krankenhausinformationssysteme, elektronische Pflegedokumentation, elektronische Patientenakten, elektronische Gesundheitsakten und mobile Endgeräte. Technische Assistenzsysteme, Telemedizin, Robotik sind weitere Beispiele. Technologien zur Unterstützung der Kommunikation und des Lernens, wie Virtual Reality, Augmented Reality, eLearning und künstliche Intelligenz und Big Data sind künftig wesentlich.

Wallhoff resümiert zu den Unterstützungstechnologien in der Pflege: „Technik kann den Lebensalltag während der Arbeit und im Privaten verbessern. Partizipative Methoden unter Einbeziehung mehrerer Professionen, künstliche Intelligenz mit verbesserten Methoden der Umgebungserkennung sowie generativen Sprachmodellen haben großes Potenzial auf technologischer Seite.“

Als ein themenbezogenes Beispiel für eine mögliche Recherche von Mittelstandsunternehmen im Innovationsmarktplatz zum Thema, präsentierte Gerke Seidler das Angebot des Häuslichen Pflegelabors IDEAAL in Oldenburg sowie des Labors Medizintechnik In Wilhelmshaven.

Den Vortrag aus der Wirtschaft zum Thema „Pflege als Sozialraumgestaltung und als Wirtschaftsfaktor“ hielt Melanie Philip, Pflegepioniere care pioneers GmbH. Melanie Philip ist 1erste Vorsitzende des IPAG e.V., Geschäftsführerin der care pioneers GmbH, Vizepräsidentin der Oldenburgischen IHK (Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft) sowie Expertin für innovative Strategien in der Pflegepraxis.

Philip beschreibt den Sozialraum als Erfahrungs- und Verhaltensraum, den Menschen gestalten und in dem sie ihre Lebenswelt durch ihre Kontakte und Aktivitäten in einem räumlichen Bezug erfahren. „Der Sozialraum ist ein Raum, den ich kenne, in dem ich mich auskenne, in dem ich über Beziehungen verfüge, auch über Ressourcen, in dem es Probleme gibt. Es ist der Raum, in dem ich konkret meinen Alltag bewältigen muss“, erklärt Philip. „Sozialraum ist eine subjektive Kategorie, die sich aus den sozialen Beziehungen und Netzwerken eines Menschen ergibt.“

Nach Philip ist der Sozialraum Engagement- und Versorgungsraum und politisch-administrativer Raum: „Die professionelle Versorgung zieht sich zurück beziehungsweise findet nicht mehr statt. Durch den steigenden Pflegebedarf, fehlende Pflegepotenziale, steigende Pflegekosten und die Zunahme an Single-Haushalten ist die pflegerischen Versorgung auf dem Kipppunkt.“

„Die Sicherung der pflegerischen und medizinischen Versorgung ist ein zentrales Standortmerkmal für Kommunen und sollte die Priorität aller daran beteiligten Gruppen vor Ort sein.“

Melanie Philip

Lösungen können in der Unterstützung der beruflich aktiven Angehörigen durch ein pflegefachliches Televersorgungsangebot liegen. Pflegedienste können ein neues Dienstleistungsangebot insbesondere für ältere Mitarbeitende schaffen. Voraussetzung ist hier die Schaffung einer Televersorgungsinfrastruktur. Assistenztechnologie ermöglicht digital betreutes Wohnen, die Gesunderhaltung des Personals, die Vernetzung mit Angehörigen und unter anderem besondere Hilfestellung in der ambulanten Versorgung.

In der anschließenden Diskussion wurde die Möglichkeit genutzt, Lösungsansätze für den Pflegesektor zu erörtern.

„Die heutige Präsenz-Veranstaltung der Innosys-Dialogreihe am Campus Wilhelmshaven war geprägt von eindrucksvollen Vorträgen mit jeweils breitem Spektrum aus Wissenschaft und Wirtschaft und hat zahlreiche Experten der Pflegewirtschaft zusammengebracht. Die erfolgreiche Veranstaltungsreihe wird am 27. November fortgeführt“, freut sich Prof. Dr. Thomas Lekscha, Projektleiter der Jade Hochschule.

Beim InnosysDialog laden die drei Hochschulen der Standorte Wilhelmshaven, Oldenburg und Emden im Verbund mit den Technologiezentren der Region und den Kammern, Unternehmen ein, sich über Möglichkeiten von Kooperationen zu informieren.

Innosys NordWest

Innosys NordWest ist ein Verbundprojekt der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, der Universität Oldenburg und der Hochschule Emden/Leer. Das Projekt wird durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur aus Mitteln des niedersächsischen Vorab der Volkswagenstiftung gefördert.

Ein Beitrag von:

  • Vera Sasse
    Vera Sasse

    Wissens- und Technologietransfer vera.sasse@jade-hs.de