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Architekturtheoretiker der Jade Hochschule lehrt in Israel

Dr. Lutz Robbers über seine Erfahrungen als Gast-Professor an der Tel Aviv University

Dr. Lutz Robbers ist Architekturtheoretiker und -historiker am Fachbereich Architektur an der Jade Hochschule. Kürzlich wurde er als „Visiting Guest Professor“ an die David Azrieli School of Architecture der Universität in Tel Aviv in Israel eingeladen und lehrte dort für zwei Wochen. Die Jade Welt (JW) fragt nach, wie er die Lehre vor Ort und die Stimmung im Land empfunden hat.

JW: Lieber Herr Robbers, wie kam es zu der Gastprofessur an der Tel Aviv University?

Robbers: Ich wurde durch einen Professor an der Tel Aviv University, der an meiner Arbeit interessiert ist, direkt angesprochen. Die David Azrieli School of Architecture der Tel Aviv University vergibt jedes Jahr die Position des „Visiting Guest Professor“. Denen geht es darum, spannende Wissenschaftler nach Tel Aviv zu bringen, neue Kontakte zu knüpfen und das Kursangebot zu erweitern. Die Universität ist eine Top-Adresse in Forschung und Lehre – das merkt man sehr deutlich auf dem Campus im Norden von Tel Aviv.

Seminargebäude (Foto: Dr. Lutz Robbers)
Seminargebäude (Foto: Dr. Lutz Robbers)
Architektur in Tel Aviv (Foto: Dr. Lutz Robbers)
Architektur in Tel Aviv (Foto: Dr. Lutz Robbers)

JW: Wie waren Sie dort in die Lehre eingebunden?

Robbers: Kurz gesagt: voll. Während meiner zwei Wochen dort hatte ich einen Lehrauftrag für umgerechnet zwei Semesterwochenstunden, die ich als Blockseminar unterrichtet habe. 24 Studierende, die im vierten und fünften Jahr studieren, haben meine Lehrveranstaltung „Architecture’s Agents/Agencies: Cultural Techniques of the Built Environment“ besucht. Deren Niveau und Engagement war exzellent. Bonus: Von meinen Studierenden wurde ich immer mit Cappuccino und mitgebrachten Kuchen versorgt.

Werdegang

Dr. Lutz Robbers ist Architekturtheoretiker und -historiker. Er studierte an der Yale University, promovierte an der Princeton University, war Research Fellow am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus-Universität Weimar und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH Aachen.
Seine Forschungen beschäftigen sich mit den medialen Bedingungen architektonischen Wissens.

Ich hatte engen Kontakt mit Professoren an der Uni. Zusammen mit einem Kollegen in Tel Aviv plane ich nun einen gemeinsamen Projektantrag bei der „German Israeli Foundation“ für eine Forschungsprojekt mit Fragen der Kulturtechnikforschung in Architektur und Städtebau. Vielleicht ergibt sich auch eine Zusammenarbeit, von der auch Studierende insbesondere in Urban Design profitieren können. 

JW: Inwiefern unterscheidet sich das Studium dort  von dem Studium an der Jade Hochschule?

Robbers: Die curricularen Strukturen sind ähnlich. Jedoch spürt man schon eine gewisse Innovationsoffenheit, Forschungsaffinität, Tech-Begeisterung und eine generelle intellektuelle Wachheit, die die Lehre dort sehr angenehm machen. Zudem merkt man deutlich, dass die Gouvernance Strukturen sehr viel dynamischere Entwicklungen der Universität zulassen.

JW: Haben Sie die derzeitigen Proteste gegen die israelische Regierung miterlebt? Wie haben Sie die Stimmung im Land wahrgenommen?

Robbers: Habe ich. Samstagabend war ich auf der Demonstration, die in Tel Aviv gigantische Ausmaße angenommen hat. Anders als auf Demonstrationen, bei denen bestimmte Interessen eingefordert werden oder der politische Wille ausgedrückt wird, merkte man in Tel Aviv, dass es um mehr geht.

Die Demonstranten merken, dass das demokratische Wesen Israels in Gefahr ist.

Man spürte deutlich eine affektive Verbundenheit mit dem eigenen Land, eine Art positiver Patriotismus. Die Stimmung im Land habe ich entsprechend wahrgenommen. Man merkt deutlich, dass die Lebensfreude und liberale Weltoffenheit, die ja gerade für Tel Aviv prägend sind, immer einhergehen mit der Sorge um das eigene - moderne - Israel. Es war lehrreich, das miterleben zu dürfen.

 

Demonstration in Tel Aviv (Foto: Dr. Lutz Robbers)
Demonstration in Tel Aviv (Foto: Dr. Lutz Robbers)

Ansprechpartnerin in der Redaktion:

  • Katrin Keller
    Katrin Keller

    katrin.keller@jade-hs.de