Dekanin Prof. Dr. Beate Illg im Gespräch
Künftige Schwerpunkte am Fachbereich MIT: Internationales, Soft Skills und Frauen in MINT-Fächern
Prof. Dr. Beate Illg ist neue Dekanin des Fachbereichs Management, Information, Technologie. Sie ist seit elf Jahren Professorin für Kommunikationswissenschaften an der Jade Hochschule. Ihre Schwerpunkte sind Rezeptionsforschung, qualitative Methoden, Gender sowie Journalismus. Illg war mehrfach für Forschungsprojekte in Nepal und Bhutan, um das Verhältnis von Journalismus und Demokratie zu untersuchen. Vor ihrer Tätigkeit an der Jade Hochschule war sie in der Medienforschung des Hessischen Rundfunks und in der psychologischen Marktforschung tätig. Berufsbegleitend absolvierte sie eine Coaching-Ausbildung. Die Jade Welt (JW) fragt nach…
JW: Liebe Frau Illg, welche Schwerpunkte möchten Sie als Dekanin setzen?
Illg: Es gibt einige Themen, die im Fachbereich auch schon vor meiner Amtszeit verfolgt wurden, so zum Beispiel Internationales. Seit meinem Start an der Jade Hochschule bin ich „international unterwegs“. Einige Kolleg_innen haben gute internationale Kontakte, die wir gemeinsam weiter pflegen möchten. Hier passt das frisch aufgelegte „Jade Kolleg“ bestens, bei dem wir gern dabei sind. Soweit ich das überblicke, sind die Rückmeldungen Studierender zum internationalen Angebot immer positiv – sei es, dass in einem Projekt „nur“ an internationalen Themen in englischer Sprache gearbeitet oder eine Exkursion ins Ausland durchgeführt wird. Froh bin ich, dass ich eine Hochschulkooperation mit der Kathmandu University aufbauen und bereits vier „Media Schools“ mit Studierenden beider Länder durchführen konnte – zwei in Kathmandu, zwei in Wilhelmshaven.
Darüber hinaus sind mir Soft Skills wichtig, also zum Beispiel die Fähigkeit zur Selbstreflexion oder der Umgang mit konflikthaften Situationen. Entsprechende Module lehre ich sehr gern und knüpfe dabei an meine 320-stündige Coachingausbildung an. Die Studierenden sind für solche Themen und Angebote aufgeschlossen und dankbar, das freut mich. Der Ausbau des Angebots an Soft Skills für Studierende ist ein weiteres Ziel, das ich im Team mit Kolleg_innen angehen werde.
Das Studienangebot für Frauen im BA-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen ruht derzeit. Das finde ich schade, kann es aber verstehen. Grundsätzlich ist es ja positiv, wenn sich junge Frauen selbstbewusst für einen koedukativen Studiengang entscheiden – auch und gerade in den sogenannten MINT-Fächern. Ich habe da so eine Idee, die ich aber mit Kolleginnen und Kollegen noch konkretisieren möchte. Wenn es soweit ist, berichte ich gern davon.
JW: Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten drei Jahren auf Ihren Fachbereich zukommen?
Illg: Leider hängt Vieles am Geld und das wird in Zukunft tendenziell knapper. Grundsätzlich sehe ich es kritisch, Bildung vorwiegend mit ökonomischen Kennziffern zu messen. Denn Bildung hat auch mit Entwicklungsprozessen zu tun und diese verlaufen bei jedem Menschen anders. Die Herausforderung ist es, mit den Regeln und Gegebenheiten zurecht zu kommen und das Beste daraus zu machen. Der Fachbereich MIT steht insgesamt gut da und ich bin zuversichtlich, dass das auch so bleibt. Das mache ich – neben der soliden finanziellen Situation – auch an den engagierten Kolleginnen und Kollegen aller Statusgruppen fest. Mit Motivation und kreativen Ideen gestalten sie den Fachbereich mit – in Lehre, Forschung und Selbstverwaltung. Alle drei Bereiche sind wichtig, das möchte ich betonen.
Ein bereits vor Jahren vom Fachbereichsrat gesetztes Ziel ist es, mehr Frauen im Fachbereich zu haben. Das ist leider gar nicht so einfach, aber umso wichtiger. Denn die Frauen, die wir haben, müssen zu viele Themen abdecken. Ein Beispiel: Dass Frauen in Berufungskommissionen vertreten sein müssen, halte ich für unabdingbar. Wenn es aber nur wenige Kolleginnen gibt, bleibt diese Aufgabe immer an den Gleichen hängen; das ist nicht gut.
Es klingt beinahe schon abgedroschen, wenn ich jetzt auf Digitalisierung zu sprechen komme. Aber natürlich ist dies ein wichtiges Thema. Das vergangene Jahr hat uns da ein ganzes Stück vorwärts katapultiert. Mein Wunsch und mein Ziel ist es, dass wir das Gute davon bewahren und so zum Beispiel unser Lehrangebot weiterentwickeln, aber auch Arbeitsprozesse optimieren. Grundsätzlich sind und bleiben unsere Studiengänge Präsenzstudiengänge – und das ist gut so. Ausgenommen natürlich der explizit online akkreditierte Bachelor Wirtschaftsingenieurwesen.
JW: Was wünschen Sie sich für Ihre Amtszeit?
Illg: Erfolg und Freude. Ich wünsche mir, dass der Fachbereich in drei Jahren mindestens so gut dasteht wie jetzt, dass die Kolleginnen und Kollegen gern hier arbeiten. Wie ich hörte, ist der Name MIT nicht nur aufgrund der Abkürzungen (Management, Information, Technologie) gewählt worden, sondern soll auch das MITeinander betonen. Das finde ich gut und wichtig. Ein Team ist vor allem dann gut, wenn es unterschiedliche Fähigkeiten vereint. Insofern wünsche ich mir einen „bunten“ und „lebendigen“ Fachbereich.
Ich wünsche mir auch, dass wir neue Kolleginnen und Kollegen gewinnen können, zum Beispiel sind mehrere Professuren vakant und einige Kolleg_innen gehen in den wohlverdienten Ruhestand. Neue Kolleg_innen bringen neue Perspektiven und Anregungen zur Weiterentwicklung – das braucht ein Fachbereich. Natürlich in guter Mischung mit denjenigen, die den „Laden“ schon lange kennen.
Und ganz allgemein wünsche ich mir, dass wir alle das Große und Ganze im Blick behalten. Auch wenn Manches nicht optimal ist und Einiges sich verändert, vielleicht so, wie man es nicht mag. Insgesamt können wir zufrieden sein – finde ich zumindest. Wir alle haben ein soziales Umfeld auch außerhalb der Hochschule. Da muss man nur mal die Nase ein bisschen rausstrecken und weiß, wie gut es uns geht.